Finanzbuchhaltung

Rechnungsabgrenzung: Definition, Bedeutung und Anwendung in der Buchhaltung

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Lea Friedel|

07.01.24

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(Lesedauer: 6 min)

Rechnungsabgrenzung: Eine Illustration, in der jemand in eine Glaskugel guckt, die Zahlen der Zukunft voraussagt.

In diesem Artikel werden wir die Rechnungsabgrenzung behandeln und die Unterschiede zwischen aktiver und passiver Rechnungsabgrenzung erklären. Wir werden auch darüber sprechen, welche Unternehmen diesen Prozess durch eine Softwarelösung für Rechnungsmanagement optimieren können.

Was ist Rechnungsabgrenzung?

Kurz gesagt:

Die Rechnungsabgrenzung ist ein wesentlicher Bestandteil der Buchhaltung, der Unternehmen dabei hilft, eine präzise Erfassung von Aufwendungen und Erträgen sicherzustellen.

Dieses Konzept zielt darauf ab, Aufwendungen und Erträge in der Zeit zu erfassen, in der sie wirtschaftlich zugeordnet sind, und zwar unabhängig vom Zahlungszeitpunkt.

So können Finanzberichte eines Unternehmens den tatsächlichen Aktivitäten des Unternehmens entsprechen und zur Einhaltung der Vorschriften für ordnungsmäßige Buchführung (GoBD) und das deutsche Handelsgesetzbuch (HGB) beiträgt.

In der Praxis müssen dabei folgende Schritte durchlaufen werden:

  1. Identifikation von abzugrenzenden Posten: Zuerst muss festgestellt werden, welche Einnahmen und Ausgaben in das nächste Geschäftsjahr hineinreichen und deshalb abgegrenzt werden müssen (z. B. Mietzahlungen, Versicherungsprämien, Abonnements oder Zinsen, die für mehrere Monate im Voraus gezahlt wurden).

  2. Ermittlung des abzugrenzenden Betrags: Anschließend wird berechnet, welcher Teil der Zahlung dem aktuellen und welcher Teil dem nächsten Geschäftsjahr zuzuordnen ist. Zum Beispiel, wenn eine Jahresmiete im Dezember für das folgende Jahr bezahlt wird, muss der Anteil für Januar bis Dezember des nächsten Jahres abgegrenzt werden.

  3. Buchung der Rechnungsabgrenzungsposten:

    • Bei der aktiven Rechnungsabgrenzung (für Ausgaben) wird ein aktiver Rechnungsabgrenzungsposten auf der Aktivseite der Bilanz gebildet. Dieser Posten wird als Vermögensgegenstand betrachtet. Die Buchung erfolgt in der Regel über ein Konto der aktiven Rechnungsabgrenzung gegen das entsprechende Aufwandskonto.

    • Bei der passiven Rechnungsabgrenzung (für Einnahmen) wird entsprechend ein passiver Rechnungsabgrenzungsposten auf der Passivseite der Bilanz gebildet. Dieser Posten stellt eine Verbindlichkeit dar. Die Buchung erfolgt über ein Ertragskonto gegen ein Konto der passiven Rechnungsabgrenzung.

  4. Auflösung der Rechnungsabgrenzungsposten: Im neuen Geschäftsjahr werden die abgegrenzten Posten aufgelöst. Das bedeutet, sie werden im Laufe des Jahres schrittweise als Aufwand oder Ertrag in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst. Bei aktiven Rechnungsabgrenzungsposten geschieht dies durch Buchung vom Rechnungsabgrenzungskonto auf das entsprechende Aufwandskonto und bei passiven Posten vom Rechnungsabgrenzungskonto auf das entsprechende Ertragskonto.

In HGB §§ 250 und 252 ist die Rechnungsabgrenzung folgendermaßen festgelegt: "Aufwendungen und Erträge des Geschäftsjahrs sind unabhängig von den Zeitpunkten der entsprechenden Zahlungen im Jahresabschluß zu berücksichtigen."

Transitorische Rechnungsabgrenzung und antizipative Rechnungsabgrenzung

Transitorische Rechnungsabgrenzungen sind buchhalterische Vorgänge, die dazu dienen, Aufwendungen und Erträge der richtigen Abrechnungsperiode zuzuordnen. Dies geschieht, wenn Aufwendungen oder Erträge angefallen sind, aber die entsprechende Zahlung erst in einer zukünftigen Abrechnungsperiode stattfindet.

Bei dieser Methode werden Zahlungen oder Einnahmen nach dem periodengerechten Erfolgsausweisprinzip vorübergehend in eine Zwischenposition verschoben. Dabei werden aktive und passive Rechnungsabgrenzungsposten erstellt.

Beispiele für transitorische Rechnungsabgrenzungen sind Abschreibungen, Rückstellungen und Wertberichtigungen.

Antizipative Rechnungsabgrenzung

Hier werden Aufwendungen oder Erträge bereits in diejenige Periode verschoben, zu der sie wirtschaftlich gehören, auch wenn sie erst zu einem späteren Zeitpunkt zahlungswirksam werden.

Durch die antizipative Rechnungsabgrenzung wird eine präzise Zuordnung von Kosten und Erträgen zu den entsprechenden Berichtsperioden ermöglicht, was zu einer genauen Abbildung des Unternehmenserfolgs führt.

Dies kann auf der Ertrags- oder Aufwandsseite geschehen. Auf der Ertragsseite könnte ein Unternehmen zum Beispiel eine Zahlung für eine Dienstleistung erwarten, die es erbracht hat, aber noch nicht bezahlt wurde. Auf der Aufwandsseite könnte ein Unternehmen für eine Dienstleistung bezahlen müssen, die es erhalten hat, aber noch nicht bezahlt hat. In beiden Fällen wird eine Buchung vorgenommen, um den erwarteten Zahlungseingang oder -ausgang abzugrenzen.

Praxisbeispiel

Angenommen, ein Handwerksbetrieb hat im Dezember eine große Reparatur durchgeführt, aber die Rechnung für die Dienstleistung wird erst im Januar des nächsten Jahres erstellt und bezahlt.

Im Dezember wird eine antizipative Rechnungsabgrenzung gebucht, um die erwarteten Kosten in der richtigen Periode zu erfassen. Diese wird dann im Januar ausgeglichen, wenn die Rechnung tatsächlich bezahlt wird.

Aktive Rechnungsabgrenzung (ARA)

Diese Art von Rechnungsabgrenzung wird verwendet, wenn ein Unternehmen im Voraus für Leistungen bezahlt hat, die es noch nicht erhalten hat. Diese Zahlungen werden als aktive Rechnungsabgrenzungsposten verbucht, um die Aufwendungen auf die entsprechenden Zeiträume zu verteilen.

So werden Erträge in der richtigen Geschäftsperiode verbucht und in dem Zeitraum erfasst, in dem sie tatsächlich anfallen, und nicht in dem Zeitraum, in dem die Zahlung erfolgt.

Praxisbeispiel für aktive Rechnungsabgrenzung

Ein klassisches Beispiel für einen aktiven Rechnungsabgrenzungsposten sind Vorauszahlungen für Mieten oder für eine Jahresversicherung. Wenn die Versicherungsprämie am Anfang des Jahres für das gesamte Jahr bezahlt wird, aber die Bilanz zum Jahresende erstellt wird, dann ist die Versicherungsleistung für die kommenden Monate des neuen Jahres noch nicht in Anspruch genommen worden.

Angenommen, das Unternehmen zahlt im Januar 10.000 € für die Versicherung des gesamten Jahres. Da die Leistung (Versicherungsschutz) über das gesamte Jahr verteilt wird, verbucht das Unternehmen jeden Monat 1/12 der Prämie als Aufwand. Die verbleibende Summe wird als aktive Rechnungsabgrenzung in der Bilanz geführt, bis sie im Laufe des Jahres aufgebraucht ist.

In diesem Fall wird ein aktiver Rechnungsabgrenzungsposten gebildet, um diese „noch nicht verbrauchten“ Ausgaben korrekt in der Bilanz zu erfassen.

Passiver Rechnungsabgrenzungsposten

Passive Rechnungsabgrenzung bezieht sich auf Leistungen, die ein Unternehmen erbracht hat, für die jedoch noch keine Zahlung erfolgt ist.

Beispiele hierfür sind ausstehende Rechnungen für erbrachte Dienstleistungen oder erhaltene Anzahlungen von Kunden. Diese Posten werden als passive Rechnungsabgrenzungsposten geführt, um die Erträge korrekt zuzuordnen.

Für welche Unternehmen sind Rechnungsabgrenzungen relevant?

Rechnungsabgrenzungen sind für alle Unternehmen relevant, die eine genaue und zeitgerechte Erfassung ihrer Finanzdaten sicherstellen möchten. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die:

  • Komplexe Geschäftsmodelle oder zahlreiche Transaktionen haben

  • Internationale Geschäftsaktivitäten betreiben

  • In stark regulierten Branchen tätig sind

Alle Vorteile im Überblick

Verbesserte Genauigkeit der Finanzberichte: Rechnungsabgrenzungen stellen sicher, dass Aufwendungen und Erträge korrekt erfasst werden, was zu präziseren Finanzberichten führt.

Bessere Entscheidungsfindung: Durch eine genaue Erfassung der finanziellen Leistung kann das Management fundiertere Entscheidungen treffen.

Compliance: Die Einhaltung von Rechnungsabgrenzungen trägt dazu bei, die gesetzlichen Anforderungen einzuhalten und mögliche Bußgelder oder Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.

Wie kann eine Software für Rechnungsmanagement den Rechnungsabgrenzungsprozess unterstützen?

Viele Unternehmen verlassen sich immer noch auf manuelle Prozesse und Tabellenkalkulationen, um Rechnungsabgrenzungen durchzuführen. Dies kann jedoch zu menschlichen Fehlern, Inkonsistenzen und einer erhöhten Arbeitsbelastung für die Buchhaltungsabteilung führen.

Darüber hinaus kann die mangelnde Standardisierung und Automatisierung dieser Prozesse die Einhaltung von Compliance-Anforderungen erschweren.

Eine Rechnungsmanagement-Software kann den Rechnungsabgrenzungsprozess erheblich verbessern und optimieren:

  • Automatisierung: Die Software automatisiert die Berechnung und Verbuchung von Rechnungsabgrenzungsposten, wodurch menschliche Fehler reduziert und die Genauigkeit der Finanzberichte erhöht werden.

  • Zeitersparnis: Eine Rechnungsmanagement-Software beschleunigt den Prozess der Rechnungsabgrenzung und ermöglicht es der Buchhaltungsabteilung, sich auf andere wichtige Aufgaben zu konzentrieren.

  • Integration: Die Software kann nahtlos in bestehende Buchhaltungs- und ERP-Systeme integriert werden, um einen reibungslosen Datenaustausch und eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen zu ermöglichen.

  • Reporting: Eine Rechnungsmanagement-Software bietet umfassende Berichtsfunktionen, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Finanzdaten besser zu analysieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.

  • Compliance: Durch die Nutzung einer Software, die Rechnungsabgrenzungen korrekt handhabt, wird die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen erleichtert.

Mit einer Softwarelösung wie Candis, die den Rechnungsabgrenzungsprozess optimiert, können Unternehmen die Genauigkeit ihrer Finanzberichte verbessern, den Arbeitsaufwand reduzieren und fundierte Geschäftsentscheidungen treffen.

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